Turnierberichte

Berichte von Turnieren an denen unsere Spieler teilgenommen haben

Bericht vom  Open Semana Santa, San Vicente de Raspeig (Alicante) Spanien, Ostern 2024

Bericht von Bernhard Sinz.

Als wenige Wochen vor Ostern endlich doch noch die Neuauflage des GRENKE Opens in Karlsruhe bekannt gegeben wurde, hatte ich meine Osterferien leider schon anderweitig verplant. Flug und Hotel waren schon für das Open „Semana Santa“ (zu deutsch die „heilige Woche“) bei Alicante an der spanischen Mittelmeerküste gebucht. Auch eine schöne Art die Feiertage zu verbringen ! Das Open war sehr stark besetzt, unter anderem mit der Schachlegende Vasyli Ivanchuk. Gewonnen wurde das Turnier mit 8 aus 9 von dem für Österreich spielenden Kirill Alekseenko. Ich landete mit 5,5 Punkten fast exakt auf meinem Setzlistenplatz auf Rang 90. Im Anschluss meine Partie aus der 5. Runde gegen den kazachischen IM Agmanov.


Bernhard Sinz (2330) – Zhandos Agmanov (2458)

Open Semana Santa, San Vicente del Raspeig

1. e4 c5 2. Nc3 Nc6 3. Bb5 Nd4 4. Nf3 a6 5. Bd3 (siehe Diagramm 1).
Ein Zug, für den es in jedem Jugendtraining strenge Blicke geben würde…Dennoch ist dies das beste Feld für den Läufer, der nach 5. Lc4 bald mit …b5 erneut angerempelt werden würde.

5. …e6 6. O-O Nc6 7. b3 g6

Ein sehr solider Aufbau. In der Partie Grischuk - Gelfand bekam Schwarz nach 7. …d6 8. Lb2 Sf6 9. Te1 Le7 10. e5 aufgrund der zwei starken Läufer auf b2 und d3 bald Probleme mit seinem König.

8. Bb2 Bg7 9. Na4 Bxb2 10. Nxb2 e5 11. c3 Nf6 12. Re1 O-O 13. Bf1 d6 14. h3 b5 15. d4

cxd4 16. cxd4 Qb6 17. d5 Ne7 18. a4 Bd7 19. a5

Weiß versucht den schwarzen Springern so viele Felder wie möglich zu nehmen und seinen Raumvorteil zur Geltung zu bringen.

19. …Qa7 20. Qd2 Rac8 21. Nd3 Ne8 (siehe Diagramm 2)
Hier wäre schon der taktische Schlag 22. Sfxe5 dxe5 23. Db4 möglich gewesen. Eine schöne Variante ist z.B. 23. …Lc6 24. d6! Und die schwarzen Springer hinterlassen einen trostlosen Eindruck.

22. Dxb4 f6 23. Rac1 Kg7 24. Rxc8

Nun verflüchtigt sich der weiße Vorteil. Der Computer empfiehlt 24. g4 mit der Idee die schwarze Bauernstellung mit g5 zu knacken und weiter Raum zu gewinnen

24. …Bxc8 25. Rc1 Qd7 26. Qc3 Bb7 27. Nb4 Kg8 28. Bd3

Ng7 29. Qc7 Rd8 30. Nd2

Weiß geht an seiner letzten Chance auf Sieg zu spielen vorbei. Das Opfer 30. Sxa6!? hatte ich in dieser Position überhaupt nicht auf der Rechnung. Es ergeben sich faszinierende Varianten, in denen Weiß mit seinen Freibauern gegen die unglücklich platzierten schwarzen Leichtfiguren kämpft. Nach 30. …Lxa6 31. Db6 ergeben sich folgende Möglichkeiten (Diagramm 3)

I. 31. …Lc8? 32. Lxb5 Sxd5 33. exd5 De7 34. Tc7 Df8 35. a6 und der weiße Freibauer kostet Schwarz Material.

II. 31. …Ta8? 32. Tc7 Dd8 33. Ta7! und Weiß gewinnt die Figur zurück, da 33. …Dxb6 wegen 34. Txa8+ nicht möglich ist.

III. 31. …Tc8! ist die beste schwarze Verteidigung. 32. Txc8+ Dxc8 (32. …Lxc8 33. Lxb5 Db7 34. Sd2 Kf7 35. Sc4 Se8 und Weiß kann mit Lxe8+, b7 und Sxd6+ jetzt oder später das geopferte Material zurückgewinnen. Die schwarzen Figuren stehen sich quasi gegenseitig „auf den Füßen“.) 33. Dxd6 Kf7 34. Db6 Db7 35. Dxb7 Lxb7 36. Lxb5 Die Stellung ist selbst mit dem Computer sehr schwer einzuschätzen: Weiß kommt mit seinen Freibauern zunächst nicht so recht weiter, allerdings kann Schwarz die Bauern auch nicht einsammeln und ist in der Beweglichkeit seiner Figuren stark eingeschränkt. Ein Beispielvariante geht 36. …Sc8 37. a6 La8 38. Sd2 Sd6 39. Ld3 Ke7 40. b4 Kd7 41. Sb3 Kc7 42. Sc5 f5 43. f3 Sge8 44. Kf2 Sf6 45. Ke3 und es ist für beide Seiten nicht klar wie es weitergeht.

30. …Ne8 31. Qxd7 Rxd7 32. Nf1 f5 33. f3 f4 34. Nd2 Kg7 35.

Nb1 Rc7 36. Rxc7 Nxc7 und Remis vereinbart.


Diagramm 1

Diagramm 2

Diagramm 3

Bericht vom  Open Grand Prix Romania Classic (August 2023)


Bernhard Sinz

Auf der Suche nach einem schönen Open für den Sommer stieß ich auf den „Romania Grand Prix“, eine Serie von sechs Turnieren, die insgesamt mit dem stattlichen Preisfonds von 175.000€ ausgestattet waren. Beim zweitägigen Schnellturnier in Timisoara, an dem u.a. die Schachlegende und neue rumänische Nationaltrainer Ivan Sokolov teilnahm, konnte ich zwei starke GMs schlagen und hatte vor der letzten Runde sogar noch Chancen auf einen Platz in den Preisrängen. Allerdings verspielte ich meine Chancen in einer wilden Königsgambitpartie, sodass am Ende ein guter 36. Platz rauskam. Sieger im Schnellschach wurde souverän Hans Niemann mit 9,5 aus 10 Punkten, wobei er in der Mitte des Turniers ein Kurzremis einstreute. Nachdem ich ihn 10 Tage aus nächster Nähe beobachten konnte, muss ich sagen, dass sein Spiel zumindest sehr suspekt wirkt.  Endspieltechnik auf Carlsen-Niveau wechselt sich ab mit vollkommen anspruchslosem Spiel. Dabei wirkt alles sehr unangestrengt, er scheint fast schon gelangweilt von den Partien zu sein, selbst bei stärkster Gegnerschaft oberhalb von 2600.

Das folgende Open in Arad fand in dem neu renovierten und wunderschönen alten Casino statt, vermutlich einer der tollsten Spielorte, an denen ich bisher gespielt habe. Mit einem Sieg in der letzten Runde hätte noch eine IM-Norm geschafft, bei einem Remis hätte ich die Norm haarscharf verfehlt. Leider verlor ich ziemlich chancenlos gegen den 17-jährigen bulgarischen GM Petkov und ich belegte als Nummer 76 der Setzliste den 46. Rang. Sieger wurde der armenische GM Haik Martirosyan.




Sahidi, Samir (2497) – Sinz, Bernhard (2311) Romanian Grand Prix, Arad

Diese Partie aus dem Open in Arad gegen einen jungen slowenischen IM war wahrscheinlich meine inhaltsreichsreichste Partie mit zahlreichen interessanten taktischen und strategischen Momenten.

1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nf3 c6 4. Bg5 Weiß will den zum Teil sehr scharfen Varianten wie dem Botwinniksystem nach 4. Sc3 e6 5. Lg5 dxc4 aus dem Weg gehen und entscheidet sich für eine relativ ruhige Nebenvariante.

4. … Be7 5. Bxe7 Qxe7 6. e3 Nd7 7. Qc2 Ngf6 8. Nc3 O-O 9. cxd5 Nach diesem Abtausch entsteht die sogenannte Karlsbader Struktur, die in zahllosen Büchern zum Thema Schachstrategie erörtert wurde. Einer der gängigsten Pläne für Weiss ist der Minoritätsangriff, bei dem Weiss mit  Tb1 und dem Bauernsturm b4, b5 die schwarze Struktur am Damenflügel schwächen will.

(siehe Diagramm 1)

9. … exd5 10. Bd3 Re8 11. O-O Ne4 12. Bxe4 dxe4 13. Nd2 Nf6 14. Rab1 Bf5 15. Rfc1 h5 16. b4 Rad8 Beide Seiten verfolgen die gängigen Pläne in dieser Bauernstruktur: Weiss gewinnt Raum am Damenflügel, während Schwarz am Königsfügel versucht zu Gegenspiel zu kommen.

(Diagramm 2)

17. b5 c5 18. dxc5 Qxc5 19. Ne2 Qe7 Natürlich will Schwarz den Damentausch vermeiden, da sich ansonsten sein Gegenspiel am Königsflügel in Luft auflösen würde.

20. Nb3 Rc8 21. Qd2 Ng4 Dieser Zug bringt zum einen Angriffsideen wie Dh4 ins Spiel, zum anderen strebt der Springer auf das schöne Feld d3, um den Oktopus zu installieren, wie Bologan dieses Motiv in seinen Büchern nennt.

22. Ng3 Bg6 23. h3 Ne5 24. Rxc8 Rxc8 25. Rc1 Rd8 26. Qc3 Die schwarzen Figuren schielen bedrohlich auf den weissen König. Die weisse Stellung ist aber sehr solide, sodass Schwarz zunächst am Königsflügel nicht weiterkommt. Eine mögliche Variante wäre 26. … h4 27. Ne2 Nd3 28. Qc7 Qg5 29. Rf1 Bh5 30. Ned4 Bf3 31. Qh2 Rd7 32. Kh1 und Schwarz muss seinen Läufer wieder nach h5 zurückbeordern.

26. … Nd3 27. Rc2 Qg5 28. Nd4 h4 29. Nf1 Bh5? Eine deutliche Ungenauigkeit in beginnender Zeitnot. Der Läufer muss auf der Diagonale h7-b1 bleiben, um indirekt den Sd3 gedeckt zu halten. Besser wäre laut Stockfish der stille Zug 29. …Kh7 gewesen, um zunächst den König vor möglichen Schachs zu sichern. Nach 30. a4 h4 31. Kh1 Rd5 32. Qc7 32. a5 Nf3! 33.Rc1 Nxd4 34.exd4 Rxd4 35.Ne3 Qf6 36.Kg1 Rxa4 37.Qxb7 Ra2 38.Rf1 Qe5 39.b6 axb6 40.Qxb6 Ra8 hat Schwarz einen Bauern gewonnen, die Frage ist, ob es zum Gewinn ausreicht. Nun geht der Vorteil an Weiss über.

(Diagramm 3)

30. f4! Qg6 Eine weitere Ungenauigkeit, sofort Df6 wäre besser gewesen.

31. Qc7 Qf6 32. Qxb7? Hier hätte Weiss mit dem schönen Zug 32. Sc6! gewinnen können. Der Springer darf wegen 33. Txc6 nicht genommen werden, da die Df6 den Turm auf d8 nicht mehr gedeckt halten kann. Nach 32. …Td6 33. Dxb7 fallen beide schwarzen Bauern am Damenflügel, wonach die Stellung hoffnungslos wäre. Jetzt erhält Schwarz durch das folgende Qualitätsopfer in Verbindung mit dem starken Sd3 und dem Freibauer e4 gute Gegenchancen.

32. … Rxd4! 33. exd4 Qxd4+ 34. Kh2 e3 35. Qc8+ Kh7 36. Qf5+

Die schöne Zugfolge 36. Rc4! e2! 37.Rxd4 exf1=Q 38.Qc4 Bg6 39.f5 Qxf5 40.Rxh4+ Kg8 41.Qc7 wäre immer noch deutlich besser für Weiss gewesen. Nach diesem naheliegenden Schach ist Schwarz wieder im Spiel.

36. …Bg6 37. Qg4 Qxf4+ 38. g3 Qxg4 39. hxg4 Ne5 40. Nxe3 Nxg4+ Mit dem letzten Zug vor der Zeitkontrolle wickelt Schwarz in ein ausgeglichenes Endspiel ab.  

(Diagramm 4)

41. Kh3 Bxc2  41. …Sxe3 wäre wegen Tc7 eher für Schwarz gefährlich, weil die weissen Bauern und der Turm im Endspiel stärker sind als die beiden Leichtfiguren.

42. Nxc2 hxg3 43. Nd4 Ne3 44. Kxg3 g5 45. Nc6 Nd5 46. Nxa7 Nb6 Schwarz muss noch aufpassen. Nach 46. …f5 47.a4 f4+ 48.Kf2 g4 49.a5 würde einer der weissen Bauern durchmarschieren.

47. Kf3 Kg6 48. Ke3 Kf5 49. Nc6 g4 50. Nd4+ Ke5 51. Nc6+ Kd5 52. Kf4 Kc5 53. Kxg4 Kxb5 54. Nd8 Ka4 55. Nxf7 Ka3 56. Kf5 Kxa2 Remis


Endstand vom  16th Arad Open Grand Prix Romania Classic 


Diagramm 1

Diagramm 2

Diagramm 3

Diagramm 4

Für Sport ist man nie zu alt.

Insbesondere wenn es um Schach geht. Ein Bericht von Holger Namyslo von der Baden-Württembergischen Seniorenmeisterschaft und von der anschließenden Deutschen Seniorenmeisterschaft.

Mit den Terminen gab es dieses Jahr leider ein hin und her. Am Ende wurden die Termine der BW- Meisterschaft und der Deutschen direkt hintereinandergelegt. So entschloss ich mich im Juli drei Wochen auf Schachtournee zu gehen. Zuerst ins schöne Bad Herrenalb um dann direkt weiterzufahren ins ebenso schöne und ruhige Bad Wildungen. Das bedeutete für mich allerdings 18 Partien am Stück. Jeden Tag eine. Das hatte ich in meinen 50 Jahren Schach noch nicht.


Zuerst Bad Herrenalb. Zur offenen Baden-Württembergischen Seniorenmeisterschaft kamen 132 Teilnehmer. Voraussetzung war, dass man nicht jünger als Jahrgang 1963 ist. So hatten die Verbände aus Baden und Württemberg die Altersgrenze auf 60 Jahre gezogen. Mit meiner Startnummer 14 war ich nicht gerade Favorit. Meine erste Gegnerin  war Barbara Jacob vom SC Ochtrup, wo immer das liegt. Jedenfalls eine der wenigen weiblichen Teilnehmer. Sehr schade, dass nicht mehr Frauen die Gelegenheit nutzen, an solchen Turnieren teilzunehmen. Jedenfalls machte sie 4 Punkte im Turnier und steuerte erträgliche Buchholz bei. Nächster Gegner ein guter Bekannter. Hermann Ebner aus Markdorf.  Ich behandelte Caro-Kann als Weißer nicht so ambitioniert und kam zu unten stehender Stellung (Diagramm 1). Mein Zug 11. Dg4. Nicht so toll, aber man ahnt ja wie die Gegner so reagieren. So rechnete ich nur mit 11….g6. Warum ist 11….Se7 um Welten besser? Richtig, werde den Teufel tun auf g7 zu schnappen. Sieht der geneigte Leser warum? Ich hatte es nur geahnt, nicht gesehen. Es kam aber …g6? 

Mein 3. Gegner war schon deutlich stärker, aber trotzdem mein dritter Punkt. In Runde 4 gegen einen der Favoriten. Armin Meyer von Essen-Katernberg. Ich hatte ihm im Mittelspiel ganz sauber einen Bauern abgenommen und landete in einem Turmendspiel. Nachstehende Stellung (Diagramm 2)  war entscheidend. Meyer hatte 40…e5 gezogen. Frage: nehmen oder nicht nehmen? Ich verrate es auch gleich. Natürlich nicht nehmen! Warum? Solange ein weißer oder schwarzer Bauer auf f4 steht, kann sich der schwarze König nicht auf f4 verstecken, da besetzt. Ein häufiges Problem ist ja, dass man gerne den Automaten einschaltet und dann automatisch den doofen Doppelbauern auf f4 wegbekommt. Tatsächlich gewonnen hätte 41. b5. Sehr lehrreich, da hätte ich draufkommen können. So aber versteckte sich der schwarze Monarch auf f4 und es wurde leider nur Remis. 

Gegen meinen nächsten Gegner Uwe Bräuner konnte ich gewinnen, bevor es zäher wurde. 3 Remis u.a. gegen den späteren Turniersieger Andre Matzat sowie den IM Peng Kong Chan aus Singapur.  So musste in der letzten Runde ein Sieg her. Mein Gegner spielte London. Das kann gegen mich nur der Oli. Ansonsten lächle ich nur darüber.

So wurden es 7 Punkte. Platz 2 nur einen halben Buchholz hinter Andre Matzat.


Jedenfalls ein schönes Turnier in gut gekühlten Räumen (Außentemperatur 35 Grad+) und guter Gastronomie. Wer wandern wollte (ich jedenfalls nicht) hatte auch beste Möglichkeiten.

(Noch die Auflösung zu Namyslo – Ebner. 11. Dg4 Se7! 12. Dxg7?? Sg6! Und nach Lf8 ist die Dame verloren.  Mit 13. Sf4 und Sxe6 hält man vielleicht den Schaden in Grenzen, siehe Diagramm 1)


Am nächsten Tag ging es direkt weiter nach Bad Wildungen zur Deutschen Seniorenmeisterschaft. Dort spielte man in 2 Gruppen. Junge Senioren 50+ und alte Senioren 65+.  In Muggensturm sammelte ich noch Hartmut Metz ein und ab ging es zum nächsten Aufschlag. Eigentlich sollte ich jetzt nur noch von Hartmut berichten. Denn er gewann die 50+ Gruppe mit 6 aus 9 und wurde somit Deutscher Seniorenmeister 50+! Aber als Redakteur vom Badischen Tagblatt und Mitarbeiter vom Schachmagazin 64 kann er das selber viel besser als ich. Meine schändliche DWZ und Elo verpasste mir die Startnummer 31 von 113 Teilnehmern in der 65+ Gruppe. So war der erste Gegner kein großes Problem. Die 2. Runde bezeichne ich als Systemfehler. Durch die ungerade Teilnehmerzahl gab es in der 1. Runde ein Freilos. Dann hatte ich das Vergnügen gegen diese Dame mit dem Freilos in der 2. Runde zu kommen. Sie hatte etwas mit DWZ 1.200. Da bin ich der Meinung, dass ein solches Freilos nicht in der Gruppe mit einem Punkt gelost werden sollte. 


Jetzt muss ich einen kleinen Einschub machen. Ich war nicht der einzige Biberacher in Bad Wildungen. In der Jungseniorengruppe kämpfte auch Eugen Röttinger. Und er spielte ein hervorragendes Turnier. Vielleicht das eine oder andere frühe Remis zu viel, aber doch ein gutes Plus in DWZ und Elo. Jedenfalls hat er vor nächstes Jahr bei 65+ mitzuspielen. 

Zurück zu mir. Nach 3 aus 3 traf ich in Runde 4 auf einen alten Bekannten. Wolfgang Schmid von den Schachfreunden Stuttgart. Wolfgang und sein Bruder Hartmut sind seit Jahrzehnten die tragenden Säulen der Stuttgarter. Jedenfalls wollte ich unbedingt gewinnen (mit Schwarz Drachensizilianer), aber mein Gegner fuhr von Anfang an den „Saftey Car“ aus, da könnte selbst Rainer B. noch lernen. So ging es auch zum Remis. Gegner Nr. 5 war Stephan Buchal. Vermutlich zum ersten Mal in meinem Dasein spielte ich 1. b3 ½–½ im 28. Zug. Ich hatte es gut vorbereitet, war am Ende aber froh für das Remis. 


Der nächste Gegner war Boris Gruzmann (Jahrgang 1934). Vor um die 50 Jahren mal Moskauer Stadtmeister. Auch hier durfte ich über das Remis nicht meckern, auch wenn man denkt gegen knappe 90 Jahre sollte mehr gehen. Wenn die Jungs am Brett sitzen, sind sie absolut noch fit. In Runde 7 gab es leider gegen den späteren Turniersieger Hans Werner Ackermann eins auf die Mütze. Die Partie lief über 5 Stunden sehr spannend, gegen Ende der Partie traf ich aber die eine oder andere falsche Entscheidung. Das war es dann mit meinen Titelträumen. Nach einer Niederlage hofft man ja immer auf einen schwächeren Gegner in der nächsten Runde. Tja leider nicht. Zugelost wurde mir Bodo Schmidt, der der mit dem DSB über die Spielervereinbarung streitet. Da stand ich aber gut und hätte mehr als ein mageres Remis holen können (siehe Diagramm 3).


Letzte Runde gegen Christian Clemens (Braunschweig/ 83 Jahre).  Konnte mit Weiß meine Lieblingsvariante im Aljechin ansetzen. Tat mich dann aber schwer bis zu der Stellung unten (Diagramm 4) 1-0.

Also 6 aus 9. Dank dem Buchholzunfall aus der 2. Runde nur Platz 15. Allerdings den Ratingpreis für unter 2.100 geschnappt. Die Auswertung von Bad Herrenalb war ja noch nicht da. 


Im Blitzen wurde ich dann Deutscher Vizemeister hinter Bodo Schmidt und im Rapid wurde es Bronze.

Ach ja, Robert Hübner kam auch vorbei. Netter Vortrag einer Partie aus seinem Buch. Hübner – Ljubojevic (Offener Spanier). Seine beeindruckenden Analysen stammen aus einer Zeit, wo der gemeine Schachspieler noch nicht wusste, was eine Engine ist. 

Fazit: Bad Wildungen war für Eugen und mich ein gutes Turnier. Für Hartmut Metz ein sehr gutes Turnier. Hotel perfekt, Spielbedingungen gut. Gemütlichkeit hat auch gestimmt. Im großen Pulk des Andrea-Fan-Clubs immer gerne in der Havanna-Bar. 

So das war dann wohl der 1. Turnierbericht auf unserer neuen Vereinshomepage. Gerne hier weitere Berichte und Partieanalysen.

Holger Namyslo im August 2023






Diagramm 1:

Namyslo,Holger (2085) - Ebner,Hermann (1838) [B12]

BW Senioren Bad Herrenalb (2), 08.07.2023


1–0 im 35. Zug



Diagramm 2:

Namyslo,Holger (2085) - Meyer,Armin (2182) [C10]

BW Senioren Bad Herrenalb (4), 10.07.2023

Stellung nach 40….e5 41. b5 hätte gewonnen


½–½ im 46. Zug


Diagramm 3:

Schmidt,Bodo (2262) - Namyslo,Holger (2085) [D02]

DSEM 2023 Bad Wildungen (8), 24.07.2023

Hier wäre 26…e4 ganz gut gewesen. 27. Sf4 Sxf4 28. Lxf4 d4! 29. fxe4 Txc3. Nun gut wurde halt remis.  

½–½  


Diagramm 4:

Namyslo,Holger (2085) - Clemens,Christian (2225) [B03]

DSEM 2023 Bad Wildungen (9), 25.07.2023


Da gibt man doch alles um den Läufer d2 wieder zu aktivieren. 19. f5 exf5 20. Lh6 Tfe8 und 21. Sxf5. War zwar noch harte Arbeit, aber mit so vielen aktiven Figuren macht es einfach Spaß.

1–0